Homeoffice, Heimarbeit und Work-Life-Balance... Wer hätte noch vor einigen Jahren gedacht, dass der Wohnraum zum Thema des Arbeitsmediziners wird?
Bei einer angenommenen Quote von circa 40 % der in Dienstleistungsbereichen tätigen Arbeitnehmer wird deren Arbeit derzeit im häuslichen Bereich verrichtet.
Die Arbeitsmedizin leistete bereits einen hervorragenden Beitrag zur Einhaltung eines menschenfreundlichen und gesunden Arbeitsplatzes.
Wegen des Klimawandels wird der Blickwinkel der Fachmediziner erweitert und muss entsprechend angepasst werden. Dieser Prozess ist im vollen Gange!
Die sogenannten Arbeitsstättenrichtlinien, die seinerzeit eine definierte, gleitende Temperaturobergrenze am Büro-Arbeitsplatz initiierten, müssen ohnehin neu überdacht werden.
Eine rapide Abnahme der Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsproduktivität eines Arbeitnehmers bei Temperaturen über 32 °C ist nicht nur ein Thema in der Büronutzung, sondern mittlerweile auch für die effiziente Arbeit von zu Hause!
Durch den damit verbundenen Verlust an Bruttosozialprodukt bekommt die Arbeit in nicht gekühlten Räumen eine politische und volkswirtschaftliche Dimension.
Die Einführung einer Siesta scheint nicht mehr abwegig!
Die Verlagerung der Arbeitszeiten in nächtliche Stunden ist in diesem Zusammenhang als kontraproduktiv zu bezeichnen, da nach Tagesverlauf ein gesunder Schlaf bei den Übertemperaturen im Raum nicht gegeben ist.
Ist eine haustechnische Raumkühlung deshalb unumgänglich? Definitiv Nein!
Mit großer Bewunderung würdigen heute Fachleute die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit der Lehmbaukunst im mesopotamischen, iranischen und nordafrikanischen Raum, die auf über 2000 Jahre vor Christi zurückzuverfolgen ist.
Die massiven Lehmbau-Gebäude können noch heute bewundert werden und gehören zum Weltkulturerbe.
Nicht nur der Werkstoff Lehm hat hier seinen außergewöhnlichen Beitrag geleistet, sondern besonders die Abluft-Wirkungen der typischen Windtürme (Badgire) und die in der Regel zur Luftkühlung und Lehmbefeuchtung dazugehörigen Wasserbecken mit ihren unterirdischen Zuluftkanälen!
Heute wissen wir, dass eine natürliche, gleichzeitig feuchteregulierende Reduzierung der Übertemperaturen im sommerlichen erhitzten Raum von 2-4 Kelvin mittels Lehmputzen möglich scheint!
Hier ist die Meinung der Arbeitsmediziner einhellig:
Der Lehm wird als wohngesund eingestuft und hat in vielerlei Hinsicht feuchteregulierende, biologische, mikrobiologische und akustisch dämpfende Eigenschaften. All dies trägt zum Erhalt der Leistungsfähigkeit bei.
Zudem werden Viren und Sporen hinreichend sicher in einem gebauten Raum aus Lehm unwirksam gehalten, sodass dieser krankheitsvorbeugend auf den Nutzer wirken kann. In Zeiten von Covid 19 sollte diese Wirkung mehr Aufmerksamkeit erhalten.
Die einschlägige Lehmbau-Industrie und der Arbeitsmediziner sind angehalten in Forschung und Entwicklung zu kooperieren!
Verfasser:
Dipl.-Ing. Wolfgang Priedemann